„My Heimat – Fichtelgebirge“

An diesem Slogan, einer Mischung aus Englisch und Fränkisch, lässt sich gut die Problematik ablesen, in der wir uns im Fichtelgebirge befinden. Wir können uns der weltweiten politischen Entwicklung nicht entziehen und müssen uns rechtzeitig darauf einstellen. Unsere politischen Repräsentanten haben täglich mit der Entwicklung und den Auswirkungen der Globalisierung zu tun und kommen sich manchmal vielleicht etwas allein gelassen vor. Uns als Bürger, geht es genauso.

Themen wie:
Gleichwertige Lebensverhältnisse
Altersarmut
Ärztemangel
Breitbandausbau
Demografischer Wandel
Digitalisierung
Fachkräftemangel
Integration
Künstliche Intelligenz
„Kumulativer Schrumpfungsprozess“
Mobilität
Regionalmarketing
Überschuldung vieler Fichtelgebirgs-Gemeinden

beschäftigen uns zunehmend. Wir fühlen uns unsicher, weil wir fühlen und verstehen, dass die regionalen Strukturen, in denen wir uns bewegen, den Anforderungen der Zukunft nicht gewachsen sind. So suchen wir nach Heimat: Da gibt es zum Glück die Region Fichtelgebirge, mit der wir uns identifizieren können.
Bei ihrem Amtseid haben sich unsere Bürgermeister und Räte verpflichtet, auch an das Wohl kommender Generationen zu denken und dafür zu handeln. Dabei spielt das Besitzstandsdenken eine untergeordnete Rolle, ist vielleicht auch nicht so wichtig, da man neben den örtlichen Verhältnissen auch einen Blick auf das große Ganze richten muss. Wenn man das tut, findet man in der Region Fichtelgebirge eine völlig überholte, kleinteilige politische Struktur vor. Die rund 160.000 Einwohner, teilen sich in etwa 40 Kommunen, in vier Landkreise und zwei Regierungsbezirke auf. Das ist nicht nur denkbar unwirtschaftlich, sondern führt auch zu unnötigen Streitereien innerhalb der Region und zu einem unwirksamen Regionalmarketing nach außen. Diese unglückliche Struktur hat uns die Gebietsreform 1972 beschert. Die damals Verantwortlichen haben nicht vorher diskutiert, sondern hinterher wegen der Ergebnisse gestritten.
Bis in die 60er Jahre war das Fichtelgebirge eine der am stärksten industrialisierten Regionen Bayerns und ist es noch heute. Leider führt aber der demografische Wandel zu einer Abwanderung der Jugend in die Ballungsräume und damit zur Überalterung der Bevölkerung. Nach dem Schulabgang gibt es für die Jugend im Fichtelgebirge in ihrer Heimat keinen Studienplatz. Die Landkreise Wunsiedel und Tirschenreuth sind nach wie vor ein weißer Fleck in der bayerischen Hochschullandschaft und ohne staatliche Forschungsinstitute. Daraus resultiert zunehmend ein Fachkräftemangel im Fichtelgebirge. Die Stärke des Fichtelgebirges waren bisher seine gut ausgebildeten Fachkräfte. Um zukünftig Arbeitslosigkeit zu vermeiden, gilt es, das zu erhalten.
Weil diese sich abzeichnende Entwicklung gestoppt und umgedreht werden muss, hat sich ein ehrenamtlicher Initiatorenkreis um Professor Doktor Matthias Popp etabliert, der die Stärken und Schwächen im Fichtelgebirge analysiert und die Idee der GROSSEN LANDSTADT FICHTELGEBIRGE (GLF) verfolgt. Deren Motto ist „Geschlossenheit nach Innen – Entschlossenheit nach außen.“
Jetzt ist es an der Zeit und absolut notwendig, die Regierungen in Bayreuth, München und Berlin über dieses Vorhaben zu informieren. Das trifft sich gut mit der Sorge, die auch unser neuer Bundesheimatminister hat, nämlich das „Auseinandertriften von Stadt und Land“ in Deutschland. Nachdem das Bayerische Heimatministerium 2014 installiert wurde, richtete die Bundesregierung vor einem Jahr das Heimatministerium in Berlin ein.

In einem Artikel der FAZ, vom Samstag, den 02.02.2019, schreiben Bundesinnenminister Horst Seehofer und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner: „Wenn wir einer Entwicklung von übervollen Ballungsräumen und abgehängten ländlichen Regionen entgegenwirken wollen, müssen wir beherzt entgegensteuern – mit einer neuen Strukturpolitik. Diese muss über die reine Wirtschaftsförderung hinausgehen und vor allem den Alltag der Menschen in den Städten und Dörfern im Blick haben. … Und wir meinen, dass sich dafür jeder Einsatz lohnt, auch in finanzieller Hinsicht.“

Wir wissen, dass der Wandel zu einer GROSSEN LANDSTADT FICHTELGEBIRGE einem Umbruch gleichkommt. Wer hat zum Beispiel vor 25 Jahren schon an die Revolution „Internet“ gedacht? Wir denken, wenn schon die Bundespolitik eine neue Regionalstruktur anstrebt, dann rennen wir mit unserem GLF-Modell dort offene Türen ein und sollten die Chance nutzen, unsere Anliegen und unsere Vorschläge vorzutragen.
Wir laden unsere Landräte, Oberbürgermeister, Bürgermeister, Kreisräte, Stadt- und Gemeinderäte über alle Parteigrenzen hinweg herzlich dazu ein, dieses zukunftsentscheidende Projekt zu diskutieren und voran zu bringen. Die nächste Gebietsreform kommt bestimmt. Da sollten wir vorher schon unsere Ideen und Wünsche anmelden. Die Entwicklung zu größeren Einheiten ist nicht aufzuhalten. Da ist es doch besser, diese mitzugestalten und sich damit bei den Regierenden Respekt zu verschaffen.

Wie sagte Michail Gorbatschow doch so treffend: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Das wollen doch weder Sie noch wir!

Mit freundlichen Grüßen

Initiativkreis Große Landstadt Fichtelgebirge

Bernd Leutheußer ist Mitinitiator des Vereins Große Landstadt Fichtelgebirge,
Unternehmer, Buchautor zur Industriegeschichte von Marktredwitz, Oberthölau 30, 95615 Marktredwitz, Tel. 09231/87241, bernd.leutheusser@web.de